Neue Kraftwärmekopplungsanlage bestätigt erneut Tullns Pionier-Rolle beim Klimaschutz

13. Dez. 2022

Im Osten der Stadt, neben der Kläranlage, werden demnächst die Bauarbeiten für die Kraftwärmekoppelungsanlage beginnen. Nach der Fertigstellung wird dort 1.800 MWh Strom pro Jahr produziert, das entspricht dem Verbrauch von rund 500 durchschnittlich großen Haushalten. Erstmals wird Tulln damit über eine kommunale Anlage verfügen, die, anders als die großen städtischen Photovoltaikanlagen, wetterunabhängig rund um die Uhr Strom produzieren kann. Die dabei entstehende Wärme wird zur Trocknung des Klärschlammes, zur Heizung des städtischen Bauhofs, sowie von Unternehmen im Gewerbebetrieb-Ost und einigen Wohngebäuden genutzt werden.

Die rund sieben Millionen Euro teure Investition macht sowohl betriebswirtschaftlich als ökologisch Sinn. Die Strom- und Wärmegewinnung in der neuen Anlage ist einerseits wesentlich emissionsärmer als herkömmliche holzbetriebene Anlagen und andererseits werden viele klimaschädliche Erdgasheizungen der zukünftigen Abnehmer ersetzt. Werden alle Effekte addiert, verbessert sich die CO2-Bilanz der Gartenstadt um mindestens 500 Tonnen Treibhausgasse pro Jahr.

Vor allem wird durch eine neue Technik der problematische Effekt entschärft, dass beim Verbrennen von Holz der gesamte Kohlenstoff, der darin gespeichert ist, wieder zur Gänze freigesetzt wird. Ich finde das besonders wichtig. Denn wir können es uns nicht mehr leisten Jahrzehnte zu warten, bis nachwachsende Bäume den freigesetzten Kohlenstoff wieder aufnehmen. Nach tausenden Jahren Menschheitsgeschichte, sind es gerade die nächsten 20 Jahre, die alles entscheiden. Die Erwärmung des Klimas, die jetzt stattfindet, lässt sich nicht wieder rückgängig machen, denn der freigesetzte Kohlenstoff bleibt tausende Jahre in der Luft.

Im Rahmen des in Tulln neu angewandten Pyrolyse-Verfahrens wird nicht das Holz, sondern das daraus gewonnene Holzgas verbrannt. Dadurch bleiben nicht weniger als 70 Prozent des im Holz enthaltenen Kohlenstoffs in der verbleibenden Holzkohle gebunden, die wiederum in der Landwirtschaft zur Erhöhung der Bodengüte ausgebracht werden kann. Das ist ein perfekter Kreislauf. Ich bin sicher, dass bei der Energienutzung von Holz die Pyrolyse im ganzen Land die Technik der Zukunft sein wird und als Ergänzung unserer Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen gut geeignet ist.

Das verwendete Holz wird zu 50 Prozent aus den städtischen Forstbetrieben stammen, der restliche Bedarf soll ebenfalls regional besorgt und primär aus Holzabfällen der Waldbewirtschaftung stammen. Jedenfalls wird darauf geachtet werden, dass hinsichtlich Ökologie und Gewinnung nur unproblematisches Holz verwendet wird. Die Feinstaubbelastung wird durch den Einsatz hochwertiger Filteranlagen massiv minimiert, wobei grundsätzlich ein zentrales Biomasseheizwerk immer deutlich weniger Feinstaub ausscheidet als viele kleine Einzelöfen.