Viele meinen, Tulln sei die attraktivste Stadt in Niederösterreichs - wir haben sehr gute Pläne diese Führung zu behaupten.
Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs,
ich danke Ihnen für Ihr Interesse an den Zukunftsthemen unserer Stadtgemeinde. Ich stelle diese hier zunächst in komprimierter Form dar. Die gesamte Rede vom vergangenen Freitag ist als Video auf dieser Seite verfügbar.
Am Beginn der Rede bin ich darauf eingegangen, dass wir die Pandemie sehr gut gemeistert haben. Das aufeinander Achtgeben hat sehr gut funktioniert. Es hat sich gezeigt, dass niemand allein sein muss, wenn es schwierig wird. Zudem Tulln war pionierhaft bei den Testungen und Impfungen. Danach folgten die Themen, die uns in Zukunft voranbringen werden:
„Stadt des Miteinanders“
- Es ist ein zutiefst politisches, jedoch kein parteipolitisches, Projekt, denn es ist die ureigenste Aufgabe der Politik, die Gemeinschaft zu fördern, damit das Miteinander gelingt. Damit diese Gemeinschaft eine Zukunft hat. Es geht darum, dass Menschen beginnen, auch wenn sie völlig unterschiedlich sind, aufeinander zuzugehen. Dadurch entsteht sozialer und ökonomischer Wohlstand. Wir wissen aus empirischen Daten, dass die Tullner Bevölkerung überdurchschnittlich jung, überdurchschnittlich gebildet und überdurchschnittlich vermögend ist. Das trifft naturgemäß nicht auf alle zu. Die „Stadt des Miteinanders“ steht aber dafür, dass jede und jeder von uns bedeutsam ist, unabhängig von Alter, Ansehen und Vermögen.
- Konkrete Maßnahmen: Wir werden Grätzelfesten weiterhin initieren und fördern, „Helden der Herzen“ auszeichnen, Initiativen fortführen wie: „Spirituelle Brückenbauer“, „Altern in unserer Mitte“, das „Reparaturcafe“ und schließlich die Mediation bei Nachbarschaftskonflikten. Vor allem aber ist es unser Bestreben, immer wieder möglichst viele, also auch Sie, für die Idee der „Stadt des Miteianders“ zu begeistern und für konkretes Tun animieren.
Wirtschaft
- Die Zahlen der Tullner Unternehmen sind außergewöhnlich. Die Arbeitsplätze haben die unglaubliche Marke von 12.000 bereits deutlich überstiegen, die Arbeitslosenquote liegt bei 3,8 % und ist damit deutlich niedriger als der Österreich-Wert von 6,2 %.
- Noch wirkt die furchtbare Tragödie in der Ukraine, aber sobald dieser Krieg vorbei ist, ist es realistisch, dass unglaubliche Chancen auf uns zu kommen. Es könnten durchaus noch goldene 20er Jahre werden. Denn nach einer Krise kommt immer ein Wachstumsschub.
- Tulln setzt auf lukrative Betriebsansiedelungen. Denn unsere Böden sind wertvoll, daher sind grundsätzlich Unternehmen mit einer sehr hohen Wertschöpfung unser Ziel. Zusätzlich legen wir auf ein ökologisches Konzept wert.
- Neben den Betriebsansiedelungen werden wir weiterhin intensives Innenstadt-Marketing betreiben, mit Aktionen wie dem Hello-Summer Schulschlussfest, den Outlettagen und anderen innovativen Ideen.
- Wir werden auch in Zukunft für das Gewerbe Auftragschancen schaffen, durch eigene Investitionen oder durch Projekte, die wir mitinitiieren - wie zuletzt den Zukunftspark am Areal der ehemaligen Druckerei Goldmann.
- Wir werden weiterhin auf die BOKU, auf die Fachhochschule, auf das IFA und das Technologie- und Forschungszentrum setzen. Diese Investitionen lohnen sich enorm: Derzeit befinden sich am Campus bereits 1.200 Arbeitsplätze.
- Ich danke selbstverständlich allen Wirtschaftstreibenden in Tulln für ihre unternehmerische Arbeit und ziehe den Hut. Denn dieser Einsatz hat Auswirkungen auf uns alle in der Stadt - auf den Wohlstand, die Stimmung und selbst darauf, wie das Zusammenleben funktioniert.
- Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass ich mich immer wieder selbst engagiere, wenn Chancen oder auch Nöte unserer Unternehmer sichtbar werden. Daher bin ich sehr froh, dass ich während meiner bisherigen Amtszeit wichtige wirtschaftliche Projekte initierte und vorangetrieben habe, dazu zählt: die Neuausrichtung der Tullner Messe, die Stadtoase mit ihren Geschäftsflächen und dem Danubiums, die Lösung des Frankhaus-Problems, die Ansiedelung eines Innenstadthotels, das gemeindeeigene Unternehmensservice, die innovative unternehmerische Nachnutzung der Landwirtschaftliche, die Realisierung einer gehobenen Gastronomie direkt an der Donau in der Form des Süddecks und die strategische Positionierung Tullns als Gartenhauptstadt Österreichs.
Die Gartenstadt
- Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein, Wirtschaftsforscher und Chefökonom der Industriellenvereinigung, hat die beiden häufigsten Fehler aller 2.093 Städte und Gemeinden Österreichs festgestellt. Diese lauten, erstens nicht angeben zu können, wofür die Gemeinde steht, und zweitens, die eigene Positionierung nicht durchzuhalten.
- Tulln kann beides. Wir sind DIE Gartenstadt Österreichs. Professor Helmenstein bestätigt, dass wir uns damit perfekt positioniert haben. Unsere Marke verleiht der Stadt sympathische Bekanntheit und Anziehungskraft im ganzen Land. Vor allem halten wir, was wir versprechen. Die Stadt ist grün statt grau, sie wächst über sich hinaus.
- Mit der Umgestaltung des Nibelungenplatzes kommt der nächste Sprung, der uns vorne hält. Gemeinsam mit der Garten Tulln und der Gestaltung der Donaulände wird der neue Nibelungenplatz unseren Ruf als Gartenstadt dauerhaft festigen, aber nicht nur das: Die hohe Attraktivität der gesamten Innenstadt wird nochmals gehoben. Genau das müssen Städte derzeit leisten, damit Konsumenten aus nah und fern für Frequenz sorgen. Denn der Druck auf den stationären Handel ist enorm, Covid 19 hat die Situation noch weiter verschärft und trieb die Konsumenten Online-Händlern zu, allen voran Amazon.
- Die 150 Ersatzparkplätze für Beschäftigte in der Tiefgarage am Hauptplatz können bereits jetzt gebucht werden. Laut des Managements der Rosenarcade bleiben dennoch genügend Parkplätze für die Kunden übrig. Wir haben ausreichend Parkplätze in Tulln, keine vergleichbare Bezirksstadt bietet so viele wie wir.
Digitalisierung.
Das Leuchtturmprojekt "Haus der Digitalisierung" erteilt zwei Aufträge an die Stadtgemeinde:
- Wir müssen die Chancen der Digitalisierung immerhalb der Stadtverwaltung vorbildlich nutzen - was in einigen Bereichen bereits passiert (LoRaWan etc.)
- Weil wir im digitalen Bereich Unternehmen anziehen möchten, brauchen wir ausreichend kompetente IT-Arbeitskräfte vor Ort. Digitale Ausbildungsmöglichkeiten ziehen solche Humanressourcen an. Als ersten Schritt wird an der Tullner HAK Programmieren und Software Engineering auf HTL-Niveau unterrichtet ab dem kommenden Schuljahr unterrichtet. Darüber hinaus müssen wir aber Wege suchen, dass in Tulln auch auf Hochschulniveau Digitalisierung gelehrt und erforscht wird.
Klima- und Umweltschutz.
- Gelingt kein Durchbruch zur Reduktion des CO2-Ausstoßes werden grüne Schipisten für uns ein geringeres Problem sein wie zum Beispiel die notwendige immense technische Bewässerung der Kornkammern des Tullnerfelds. Zudem wird der Grundwasserpegel und der Wasserstand der Donau drastisch abnehmen. Die Gefahr weltweiter Kriege um bewohnbare Regionen und weitere Migrationsströme ist sehr real. Die nächsten 20 Jahre entscheiden.
Tulln ist Pioniergemeinde des Klimaschutzes geworden, dazu sechs Initiativen der nächsten Jahre:
- Wir haben die größte Energiegemeinschaft in Österreich gegründet haben. Die macht es möglich, umweltfreundlichen Strom aus auch aus privaten PV-Anlagen ins Netz einzuspeisen, der von Abnehmern im Umkreis derselben Trafostation oder Umspannwerkes bezogen werden kann – also zum Beispiel von Ihrem Nachbar. Der Preis liegt derzeit bei 30 Cent brutto pro KWh fix für ein Jahr – was sehr günstig ist. Jene, die Strom liefern, erhalten 24 Cent pro KWh, das ist ebenfalls attraktiv und fix.
- Eine mit Holz betriebene Kraftwärmekopplungsanlage – wir nennen sie Naturkraftwerk - entsteht neben der Kläranlage. Dieses Naturkraftwerk wird Strom für 500 Haushalte produzieren und mit der anfallenden Wärme kann der Klärschlamm getrocknet, sowie der Bauhof und Betriebe der Umgebung geheizt werden. Der faszinierende Klimaeffekt besteht darin, dass der Großteil des Kohlenstoffs, der im verwendeten Holz gebunden ist, nicht entweicht, sondern als landwirtschaftlich nutzbares Abfallprodukt auf Äckern ausgebracht werden. Das CO2 wird also nachhaltig der Atmosphäre entzogen.
- Ein völlig neuartiges Konzept des öffentlichen Verkehrs mit dem Namen LISA, in dessen Mittelpunkt Elektro-Sammel-Shuttles stehen.
- Eine Maßnahme der Raumplanung, die dem Bodenschutz dient. Es gibt den einstimmigen Beschluss des Gemeinderates, dass kein weiteres Ackerland mehr in Bauland umgewidmet wird. Das heißt, Tulln wird nicht mehr – so wie in der Vergangenheit – in die Breite wachsen, sondern nach Innen verdichten. Die bestehenden Siedlungsgrenzen dürfen jedenfalls nicht mehr überschritten werden. Das hilft uns auch bei unseren Bemühungen, das Bevölkerungswachstum langfristig auf 0,5 % pro Jahr zu drosseln. Die bestehenden Baulandreserven werden wir in erster Linie dafür nutzen, Wohnraum für jene zu schaffen, die in Tulln aufgewachsen sind oder schon lange leben. Zu diesem Zweck wird derzeit eine Wohnhausanlage am Zeiselweg gebaut.
- Ausbau unserer Photovoltaikanlagen, die derzeit 700 Haushalte mit Strom versorgen, bis 2025 werden es 3.000 sein.
- Die Entsiegelung des Nibelungenplatzes und seine Grünraumgestaltung.
Ausgewählte weitere Maßnahmen:
- Mehrere Straßen werden völlig neu hergestellt, darunter - als größte Herausforderung - die Bahnhofstraße
- Mit dem Umbau des Feuerwehrhauses in Neuaigen samt eines Veranstaltungsraumes für die Öffentlichkeit wird begonnen.
- Der Bau der Sonderschule beim Heisselgarten startet, der Zubau der HAK wird abgeschlossen.
- Die Gemeindewohnungen im Listhof werden in den nächsten Jahren Schritt für Schritt neu errichtet, der Start erfolgt 2023.
- Die Donaukapelle in Langenlebarn wird saniert.
- Das Freizeitareal neben dem Hallenbad erhält einen Bikepark.
- Die Flutlichtanlage des SV Langenlebarn wird erweitert. Neben dem 2er Platz im Tullner Stadion wird ein Kleinfussballfeld geschaffen.
- Das Programm im Danubium und auf der Donaubühne wird wieder begeisterte Besucher finden, genauso wie die vielen heimischen Chöre und Orchester.
- Die Hilfe für ukrainische Geflüchtete bleibt uns ein humanistischer Auftrag
- Das Budget der Stadtgemeinde bleibt trotz der riesigen Investitionen und trotz des Verzichts auf Gebührenerhöhungen ausgeglichen und gibt uns damit die Chance, dass wir nicht nur Stadtverwalter sondern Stadtgestalter sein können.
Zum Abschluss habe ich allen viel Glück gewünscht, das wünsche ich auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs: Denn Erfolg ist zwar die Belohnung für eine große Anstrengung, er hängt aber auch von anderen Faktoren ab, einschließlich der Talente, Gaben und Lebensumstände, für die man nichts kann, sondern die eine Frage des Glücks sind.