Klimaschutz: Es gibt zu viele Emittenten von "eigenen Fakten".
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten.“, sagt Eckart von Hirschhausen anlässlich des jüngsten Berichts des Weltklimarates. Darin wird festgehalten, dass die raschere Erderwärmung sowie häufigere Wetterextreme wie Hitzewellen oder heftige Niederschläge „eindeutig“ menschengemacht sind.
Ich sehe im Klimawandel eine existentielle Bedrohung für alle Menschen dieser Erde – insbesondere für jene, die mit großer Wahrscheinlichkeit noch einige Jahrzehnte leben werden. Es werden noch mehr Europäer*innen bei Unwettern ihr Hab und Gut verlieren, andere werden noch härter betroffen sein. Nicht nur einige Inselstaaten in der Karibik oder in Ozeanien werden im wahrsten Sinne des Wortes versinken, auch für die bewohnte ostfriesische Insel Langeoog im Nationalpark Niedersächsiches Wattenmeer rückt das Ende näher. Es werden noch mehr Afrikaner*innen flüchten müssen, weil ihre Heimat wegen der Hitze nicht mehr bewohnbar sein wird. Die daraus entstehenden Flüchtlingsströme nach Europa werden um ein Vielfaches größer sein als jene der Jahre 2015 und 2016 – verbunden mit weitaus größeren Konflikten. Bewaffnete Auseinandersetzungen, selbst Kriege werden häufiger werden, nur werden sie dann nicht um Rohstoffe, sondern um Regionen mit einem angenehmen Klima geführt.
Der deutsche Wissenschaftler Franz Josef Radermacher, den ich zweimal für Vorträge in Tulln gewinnen konnte, beschreibt drei Szenarien für die Welt, auf die wir uns einzustellen haben – wobei die zwei realistischen Bilder einer möglichen Zukunft düster sind. Aus Platzgründen gehe ich hier darauf nicht ein, sondern verweise auf meinen unten stehenden Blog mit dem Titel „Möglicherweise wäre das Schlimmste, was einem passieren kann, dass man überlebt“.
Wie der Weltklimarat verweist auch Radermacher darauf, dass es noch nicht zu spät ist. Noch können wir die schlimmsten Auswirkungen unseres bisherigen Handelns abwenden. Dazu braucht es ein verantwortungsvolles Vorgehen aller Staaten, nicht nur der CO2-Hauptemittenten China, USA und Indien, die für rund 50 Prozent der Emissionen verantwortlich ist, sondern auch der übrigen. Klimaschutz liegt nicht in der Verantwortung einiger weniger, sondern ist eine globale Aufgabe, die nur gemeinsam zu lösen ist.
Das bedeutet aber: Nicht nur die Welt braucht dringend ein besseres Klima, sondern auch die Politik, in der es nach wie vor Emittenten von „eigenen Fakten“ (Hirschhausen) gibt. In Österreich war und ist die FPÖ ein Hort von Leugner*innen des menschengemachten Klimawandels. Im Tullner Gemeinderat gibt es zudem eine den Freiheitlichen nahestehende Bürgerliste („TOP-Tulln“), in der ebenfalls bezweifelt wird, dass der Klimawandel – wie vom Weltklimarat eindeutig festgehalten – vom Menschen verursacht wird.
Es fällt auf, dass jene Gruppierungen, die den menschengemachten Klimawandel leugnen, oft dieselben sind, die gegen die Coronaimpfungen mobilisieren. Erst gestern meinte FPÖ-Chef Herbert Kickl, dass er sich nicht impfen lassen werde, sondern auf „Prävention“ durch „Vitaminpräparate“ oder „Bitterstoffe“ setze. Ich tendiere zur Überzeugung, dass Herr Kickl selber weiß, dass dies blanker Unfug ist – aber was solls, er möchte ja, dass ihm bei der nächsten Wahl wenigstens die hartgesottenen Impfgegner*innen (immerhin 10 bis 15 Prozent der Wähler*innen) ihre Stimme geben. Dass er damit Ängstliche und Unentschlossene, die sich, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht für eine Impfung entschieden haben, weiter verunsichert und letztlich in Gefahr bringt, eine COVID-Infektion mit schwerem Verlauf zu erleiden, kümmert einen skrupellosen Typen selbstverständlich nicht.