Eröffnungsrede für unseren neuen Nibelungenplatz
Geschätzte Frau Landeshauptfrau,
sehr geehrte Ehren- und Festgäste,
liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger.
Ich begrüße Sie herzlich auf UNSEREM neuen Nibelungenplatz. Ja, dieser Platz ist ein Uns. Ja, dieser Platz steht für eine Symbolik, für eine Emotion, für mich steht er für ein Wir.
Dieser Platz des WIRs ist ein sichtbarer Nachweis, dass die Stadt des Miteianders keine Floskel ist, denn dieser Platz ist gebaut für ein aufeinander Zugehen, für ein miteinander Verweilen und für ein ins Gespräch kommen.
Am Anfang gab es viel Skepsis, in der Bürgerschaft, in den Parteien, auch in der eigenen Partei und in der Belegschaft im Rathaus, aber jetzt ist ein Wir und ein Gemeinsam daraus geworden.
Immer mehr verstehen, warum es die richtige Entscheidung war. Immer mehr sehen, wie sehr Tulln davon langfristig profitieren wird. Immer mehr sagen: Gut, dass wir uns dafür entschieden haben.
Nicht nur ich bin davon überzeugt, dass dieses Projekt richtungsweisend ist und andere Gemeinden unserem Beispiel folgen werden. Renommierte nationale und internationale Medien berichten über dieses Pionierprojekt, die Fachwelt ist begeistert – das strahlt sehr weit aus.
Verstehen Sie es bitte nicht als Arroganz: Viele Städte blicken neidvoll auf Tulln. Wir haben, was andere gerne wollen. Das gilt für Vieles, aber ganz besonders für die Innenstadt. Der belebte Hauptplatz, die wunderschöne Donaulände und nun dieser außergewöhnlich verwandelte Nibelungenplatz bilden das Herz unserer Stadt, das gesund und kräftig schlägt.
Erfolg ist niemals der Verdienst eines einzelnen, lassen Sie mich daher heute umfangreich Danke sagen:
An Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: Denn der Kostenrahmen für die Stadt war durch die Volksbefragung klar definiert, wodurch wir auf eine Landesförderung angewiesen waren. Liebe Hanni, ich danke Dir, dass Du uns den Rücken gestärkt hast und das wir uns auf Dich verlassen können.
Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates, die für einen konstruktiven Diskurs über dieses Projekt zur Verfügung standen.
Ich danke allen Unterstützern, insbesondere auch einer privaten Initiative, die für die große Variante im Vorfeld der Bürgerbefragung geworben haben.
Ich sage ein herzliches Danke an alle beteiligten Firmen, insbesondere an Frau DI Daniela Allmaier von der Firma Raumposition und Frau DI Sabine Dessovic von DND Landschaftsplanung.
Sie haben vorhin von Stadtamtsdirektor Dr. Geyrhofer gehört, wie viele Abteilungen sich hier mit großem Engagement eingebracht haben. Ich verneige mich vor allen Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung, die mich ausgehalten haben und mit großer Motivation zum Gelingen beigetragen haben.
Nach diesem so wichtigen Dank lassen Sie mich nun Ihren Focus auf Folgendes lenken. Der Platz steht für mich für zweierlei: Erstens für ein Thema und zweitens für einen Stil.
Das Thema heißt ernsthafte Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit bei der Anpassung an den Klimawandel, Nachhaltigkeit bei der Positionierung Tullns als die Gartenhauptstadt Österreichs und Nachhaltigkeit bei der Lebensqualität.
Alle reden darüber, dass Nachhaltigkeit wichtig ist. In der Politik jedoch wird oft zu viel geredet. Vom Reden allein kommen aber keine Erfolge – nur konkretes Tun bringt uns weiter. Deshalb ist unser Motto in der Stadt: Tulln redet nicht nur, Tulln handelt. Wir wollen uns ständig weiterentwickeln, obwohl das Niveau bereits sehr hoch ist. In diesem Geist haben diesen Platz geschaffen.
Warum das nicht nur eine Haltung ist, sondern viele praktischen Nutzen mit sich bringt, will ich Ihnen an einem Beispiel zeigen: Vor kurzem war auch die Stadt Tulln von sehr starken Regenfällen betroffen. In 20 Minuten fielen 40 Liter pro m2. Unsere Kanäle sind, laut österreichischer Norm, auf Regenereignisse von maximal 15 Liter pro m2 in 20 Minuten ausgelegt, daher kann es natürlich zu Problemen kommen. Vor dem Umbau entwässerte der versiegelte Nibelungenplatz fast zur Gänze in die Kanalisation. Wir rechnen heuer mit einem jährlichen Niederschlag am Nibelungenplatz, der ausreicht, um das gesamte Atrium vom Boden bis zur Glasdecke mit Wasser aufzufüllen. Das ist eine gewaltige Menge, die hier nun vor Ort versickert.
Durch den Klimawandel werden Starkregenereignissen häufiger stattfinden als bisher, es wird daher in Zukunft in Tulln und im gesamten Land notwendig sein, die Kanalisation von solchen Wassermassen zu entlasten.
Ebenso wichtig ist die Beschattung der Städte. Hier am Platz dürfen uns auf etwas Besonders freuen. Die Bäume zwischen dem Rathaus und dem Bundesamtsgebäudes werden, nicht zuletzt aufgrund des großzügig ausgelegten Schwammstadtprinzips, bis 60 cm pro Jahr wachsen. Das heißt, in einigen Jahren wird dieser Bereich, durch zusammengewachsene grüne Baumkronen, die nächste wunderbare Verwandlung erleben.
Wir feiern heute sichtbare Nachhaltig und Ernsthaftigkeit. Es gibt viele schöne Städte in Österreich, aber mit unserem neuen Nibelungenplatz steigt Tullns Innenstadt endgültig in die Spitzenliga auf. Vor allem die so wichtige Positionierung Tullns als die Gartenstadt Österreichs wird immer kraftvoller. Wir halten im Inneren nun ganz besonders, was wir nach Außen als Gartenstadt versprechen.
Nachhaltig wird dieser neue Platz, im Zusammenspiel mit der Donaulände, auch das soziale Klima beeinflussen, denn die Gestaltung öffentlicher Räume hat einen sehr großen Einfluss auf den sozialen Zusammenhalt und damit auf das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner.
Wie gesagt, unser neuer Nibelungenplatz steht für mich für zweierlei: Für einen Zweck, also für Nachhaltigkeit, und für einen Stil.
Dieser Stil wurde sichtbar einerseits durch das sehr aufwendige Bürgerbeteiligungsmodell und andererseits durch einen mustergültigen politischen Prozess, durch den möglichst viele Interessen berücksichtigt wurden. Wir können daher heute sagen, es ist auch deshalb unser Platz, weil wir ihn uns erarbeitet haben.
Das ist beispielgebend. Wo wir heute in der Politik fast nur noch ein Gegeneinander und Streit erleben. Während die Bevölkerung das Bündeln der Kräfte für das große gemeinsame Ganze will, macht die Politik meist genau das Gegenteil.
Dass wir heute diesen Platz des Wirs, des Miteianders ausgerechnet auf einem Nibelungenplatz feiern ist in sich ein Widerspruch, denn die Sagenfiguren, die wir auf dem Nibelungendenkmal sehen, haben sich alle gegenseitig unsanft auf dem Leben befördert. Fritz Schindlecker hat dies witzig mit dem Satz zusammengefasst: „Was ist den Nibelungen nicht gelungen: Das Miteinander“.
Wir in Tulln stellen hingegen das Miteinander ganz bewusst an die erste Stelle unserer gesellschaftspolitischen Ziele, ist es doch erstens die Kooperationsfähigkeit, die den Menschen so erfolgreich werden ließ, und zweitens die soziale Verbundenheit, die glücklich macht und sogar das Leben verlängert.
Diese Eröffnung ist ein Anfang. Ein Anfang für einen Platz, der Begegnung schafft. Wir führen hier Zweck und Stil zusammen, damit das Zusammenleben gelingt. Und wer das sieht, erkennt hier und weit darüber hinaus: Tulln ist anders und als Bürgermeister darf ich sagen, vielleicht sogar ein Stück besser.
Vielen Dank.