Großer Konsens bei der Konstituierung des neuen Tullner Gemeinderates
Voll Freue, allerdings weiterhin mit Bodenhaftung, sehe ich nach wie vor das Ergebnis der Gemeinderatswahl im vergangenen Jänner. Ein Ergebnis von knapp 60 Prozent konnte und durfte ich nie erwarten - zumal das ein historisches Ergebnis ist. In keiner Stadt in ganz Österreich mit mehr als 15.000 Einwohnern ist so etwas zuletzt gelungen. Keiner einzigen Partei.
Von 37 Mandaten entfielen 24 auf die Liste „Bürgermeister Eisenschenk VP Tulln“ (BEVP), fünf auf die FPÖ, vier auf die SPÖ, drei auf die Grünen und eines auf NEOS. Große Zustimmung gab es nun bei der konstituierenden Sitzung des Tullner Gemeinderates für sämtliche zu wählenden Organe aller Parteien.
Gehaltsreduktion angesichts bevorstehender Haushaltskonsolidierung
Schon am Abend davor hatte der „alte“ Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass ab sofort alle Gemeinde- und Stadträte auf fünf Prozent ihrer Aufwandsentschädigung verzichten – ein symbolischer Schritt angesichts der bevorstehenden Haushaltskonsolidierung. Auch auf künftig nur noch einen statt bisher drei Vizebürgermeister einigten wir uns ohne Gegenstimmen. Die Zahl der Stadträte wurde – ebenso einstimmig – mit elf gleich belassen, die Anzahl der Ausschüsse wurde von 12 auf 14 erhöht.
Klares Votum für Vizebürgermeister, Stadträte und auch für mich
Für mich war es nun bereits bereits die vierte Wiederwahl (diesmal 30 von 35 Stimmen) im Zuge einer Gemeinderatssitzung, seitdem ich im Jahr 2009 meinen Amtsvorgänger Willi Stift ablöste. Auch sämtliche Stadträte (aller Parteien) und Vizebürgermeister Wolfgang Mayrhofer (BEVP) wurden mit klarer Mehrheit in der jüngsten konstituierenden Sitzung (wieder-)gewählt.
In turbulenten Zeiten setzt der Tullner Gemeinderat auf Konsens
Wir in Tulln sind eben anders. Wir gehen einen besonderen Weg – und diesen Weg haben wir mit Einstimmigkeit fortgesetzt. In diesem Sinne begrüße ich auch die acht neuen Kolleginnen beziehungsweise Kollegen im Gemeinderat: Asmir Alispahic, Thomas Kremshuber, Dr. Carmen Kutsche-Androsch, Markus Mayer, Dragisa Mihajlovic und Flora Schmudermayer (alle BEVP) sowie Patrick Judex und Michaela Tamas (beide FPÖ).
Für Lebensqualität, sozialen Zusammenhalt und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
Mir ist es persönlich wichtig zu betonen, dass ich auch in den nächsten fünf Jahren nicht im Stil eines Vorsitzenden einer Alleinregierung agieren möchte. Ich bin gerne der Ansprechpartner für jede und jeden im Gemeinderat, für jede Fraktion, wenn es darum geht, die Lebensqualität, den sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unserer Gemeinde zu steigern. Für mich gilt nach wie vor der Grundsatz: Der Bürgermeister meistert nicht von oben. Vielmehr kann die Entwicklung von Tulln nur gemeinsam mit allen Parteien und den Menschen erfolgen.
Tullner Initiative "Stadt des Miteinanders" als gesellschaftspolitisches Vorzeigemodell
Die Fähigkeit zur Kooperation hat die Menschen, mit all den verbundenen Nachteilen, zum bestimmenden Wesen dieses Planeten gemacht. Neurologische Forschungsergebnisse zeigen, dass das menschliche Gehirn dafür besonders geschaffen ist, soziales Handeln zu entwickeln. Der Mensch ist nicht zum Einzelgänger geboren. Potentialentfaltung gelingt nur in Gemeinschaften. Was der Mensch wirklich braucht, ist mit Geld nicht zu kaufen: Liebe, Wertschätzung und Anerkennung, soziale Verbundenheit, die sich in intakten Beziehungen und Gemeinschaften zeigt. Die "Stadt des Miteinanders" basiert auf diesen Erkenntnissen. Diesen Gegenpol zu aktuellen Entwicklungen braucht es umso mehr.
Denn es stellt sich wieder einmal die Frage frei nach Thomas Hobbes: Weshalb ist der Mensch so oft des Menschen Wolf, obwohl er eigentlich auf ein Miteinander programmiert ist? Dies lässt hier nicht klären, dazu gibt es umfängliche Studienpläne und berufenere Experten als mich. Daher hier nur zwei Apspekte: Zum einen führen mangelnde Wertschätzung und Abwertungen zu Verletzungen und Kränkungen, die fatal ausgehen können. Zum anderen können moralische Normvorstellungen einer Gesellschaft zum Problem bei der Entwicklung der emotionalen Intelligenz bei vielen werden. Denn Moral ist nicht Moral. Es gibt moralische Vorstellungen die Menschen befähigen, dass von ihnen ein Segen ausgeht. Es können aber auch gesellschaftliche Normen dominierend werden, die selbst zerstörendes Verhalten als gut befinden.
Derzeit erleben destruktive Einstellung eine starke Renaissance. Sogenannte Alpha Males propagieren im Internet toxische Männerbilder. Lenker mächtiger Staaten denken: "Wer gewinnt ist stark, wer verliert ist schwach. Der Stärkere hat das Recht dem Schwächeren seinen Willen aufzuzwingen sowie auf ihn verächtlich herabzuschauen." So ein Verhalten ist frei von emotionaler (bzw. sozialer) Intelligenz. Wer so handelt, ist in Wahrheit der eigentliche Schwache. Reife Persönlichkeiten sehen jedenfalls anders.
Ich lade daher alle Mitbürgerinnen und Mitbürger (alle politischen Mandatare sowieso): Arbeiten wir weiter daran, dass unser Tulln ein guter Boden für reife Persönlichkeiten bleibt, die in sich und in anderen einen unverletzbaren sowie einzigartigen Wert sehen und das Miteinander fördern. Einen Ort in dem jede und jeder bedeutsam ist - eine Stadt wie keine andere.