Krieg in der Ukraine: Tulln hilft in vielfältiger Weise

18. Mär. 2022

In der Stadtratssitzung am 16. März haben wir einstimmig ein Hilfspaket beschlossen, um aus der Ukraine eintreffenden Flüchtlingen unbürokratisch und schnell unter die Arme zu greifen. Im Namen aller Stadträte, die bei der Sitzung am 16. März dabei waren – Vzbgm. Harald Schinnerl, Vzbgm. Rainer Patzl, Vzbgm. Wolfgang Mayrhofer, STR Franz Hebenstreit, STR Peter Höckner, STR Elfriede Pfeiffer, STR Lucas Sobotka, STR Susanne Stöhr-Eißert und STR Hubert Herzog – kann ich Ihnen versichern, dass uns die humanitären Hilfeleistungen für die Ukraine ein politisches und persönliches Anliegen sind.

1) Maßnahmenpaket der Stadtgemeinde für Flüchtlinge in Tulln

Aktuell (Stand 18. März) sind rd. 100 Flüchtlinge aus der Ukraine in Tulln angekommen und in Quartieren der Gemeinde, im Pfarrhof St. Stephan, bei Privatpersonen und in einem organisierten Quartier untergebracht. Der Stadtrat hat ein Maßnahmenpaket für sie und für die weiteren in Tulln eintreffenden Flüchtlinge geschnürt:

  • Zentrale Tullner Koordinierungsstelle für Flüchtende und ehrenamtliche HelferInnen: Zwei Mitarbeiterinnen bilden ab 18. März eine zentrale Anlaufstelle im Rathaus: Karin Wolfahrt, die bereits viel Erfahrung in der Flüchtlingswelle 2015 sammeln konnte, und die ukrainisch-stämmige und -sprachige Anna Shepelyeva. Die beiden stehen den Flüchtenden und UnterkunftgeberInnen für ihre Fragen zur Seite und sind zudem Koordinationsstelle für die vielen in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich aktiven BürgerInnen. Die Koordinationsstelle ist erreichbar:
    • vor Ort im Rathaus, immer Montag bis Mittwoch sowie Freitag von 9 bis 12 Uhr und Donnerstag von 15 bis 18 Uhr
    • telefonisch unter Tel. 0664 / 80 690 444, immer Montag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr (erreichbar ab Montag, 21. März)
    • Informationen auf www.tulln.at
  • Bereitstellung von 23 Wohnungen: Die Stadtgemeinde stellt insgesamt 23 Wohnungen für Flüchtende zur Verfügung. Einige davon sind bereits verfügbar, andere müssen zunächst noch adaptiert werden – hierfür werden € 50.000,- investiert.
  • € 10.000,- für den Verein „Plattform Flüchtlingshilfe Tulln“: Bereits in der Flüchtlingswelle 2015 hat sich die „Plattform Flüchtlingshilfe“ gegründet, ihr gehören u.a. VertreterInnen der Tullner Pfarren an. Die Stadtgemeinde unterstützt die Plattform nun mit einer Spende in der Höhe von € 10.000,-, die für kurzfristige Hilfeleistungen genutzt werden. Die Plattform hat bereits 2015 sehr effektive und rasche Unterstützung für die geflüchteten Menschen ermöglicht.
  • Unterstützung für Kinder und Jugendliche bzw. Familien: Die eingetroffenen Kinder besuchen teilweise bereits den Unterricht in den Tullner Schulen. Sollte es – z.B. für Behördenwege der Eltern o.ä. – notwendig oder gewollt sein, kann auch die Nachmittagsbetreuung kostenlos in Anspruch genommen werden. Weiters werden die Sozialarbeiter der Tullner Jugendarbeit zusätzliche Zeit und Ressourcen für die Betreuung ukrainischer Jugendlicher investieren.
  • Kostenlose Freizeitaktivitäten: Die in der Stadtgemeinde Tulln aufgenommenen Geflüchteten können die Tullner Freizeiteinrichtungen kostenlos nutzen und dadurch vielleicht zumindest für kurze Zeit Ablenkung nach den schweren Tagen und Wochen finden. Ebenfalls ein kleines Stück normales Leben können Aktivitäten in Vereinen bieten. Entsteht Vereinen dadurch ein finanzieller Nachteil, so wird dieser in der Vereinsförderung 2022 berücksichtigt, sodass die Geflüchteten die Vereinsaktivitäten kostenlos nutzen können.

2) So können Sie den Geflüchteten helfen

Wenn Sie den bereits geflüchteten Menschen helfen möchten, können Sie dies auf diesen Wegen am effizientesten tun:

  • Unterkünfte bereitstellen: Die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) hat eine Koordinierungsstelle eingerichtet, um Quartiere für Flüchtlinge übergeordnet zu koordinieren. Wenn Sie also kurz- oder mittelfristig ein Quartier für Flüchtende anbieten möchten, können Sie dies auf www.bbu.gv.at sowie auf der Plattform „NÖ hilft“ www.noehilft.at mittels Onlineformular eintragen. Sie werden dann kontaktiert, um die weiteren Schritte abzustimmen – u.a. wird das Quartier besichtigt und sie erhalten Informationen über die finanzielle Vergütung. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen:
    • Privates Quartier: Sie stellen den Wohnraum zur Verfügung, die Betreuung der Flüchtlinge erfolgt aber übergeordnet. Falls Sie eine Miete verlangen, erhalten die Geflüchteten von Land NÖ die Miete ersetzt, allerdings maximal 300 Euro.
    • Betreutes Quartier: Sie erklären sich bereit, die Flüchtlinge umfassend zu betreuen, etwa durch Verpflegung, Behördengänge, Ansprechpartner für die Geflüchteten etc., und erhalten dafür vom Land NÖ bis zu € 25,- pro Person und Tag. Üblicherweise werden solche "Betreuten Quartiere" von Hilfsorganisationen (Rotes Kreuz, etc.) übernommen, die über entsprechende Betreuungspersonal verfügt (es gibt aber auch Private).

Wichtig: Geflüchtete müssen nach ihrer Ankunft so rasch wie möglich beim Meldeamt des Rathauses angemeldet und registriert werden, sodass sie für die Grundversorgung berücksichtigt werden.

  • Ehrenamtlich unterstützen bzw. Sachspenden für die Familien in Tulln bereitstellen: Um die Maßnahmen und Hilfsaktivitäten zu koordinieren, kontaktieren Sie am besten die Koordinierungsstelle für Flüchtende und ehrenamtliche HelferInnen im Rathaus (Kontakt siehe oben). Dort erhalten Sie Informationen, welche Güter aktuell benötigt werden bzw. wie sie den Menschen konkret am besten helfen können.

3) Effiziente Hilfe in der Ukraine

Die Lage in der Ukraine ist sehr instabil, umso wichtiger ist koordinierte Hilfe. So können Sie den Menschen in der Ukraine aktuell am besten helfen:

Geldspenden an anerkannte Hilfsorganisationen / NGOs
Die mit Abstand beste Hilfe, die Privatpersonen leisten könnten, ist eine Geldspende – denn die bekannten Hilfsorganisationen wissen, was tatsächlich vor Ort benötigt wird, verfügen über die notwendige Erfahrung und Logistik, um die Hilfsgüter in großen Mengen anzukaufen und direkt zu den Menschen zu bringen, die sie brauchen. Auf internationaler Ebene werden für die Hilfslieferungen sichere Korridore ausverhandelt. Aus diesem Grund wird auch weiterhin von selbst organisierten Hilfsaktionen und -fahrten dringend abgeraten. Vertrauen Sie den anerkannten Hilfsorganisationen – eine Liste inkl. Links zu Spendenmöglichkeiten finden Sie hier (die Spenden sind steuerlich absetzbar):

Oft ist der erste Impuls, den Menschen mit konkreten Gütern zu helfen. Das ist laut den Hilfsorganisationen aber aktuell nicht sinnvoll – denn die Sammlung und Sichtung unkoordinierter Spenden ist sehr aufwändig und bringt mitunter mehr Aufwand als Nutzen. Bitte tätigen Sie Sachspenden also nur bzw. erst dann, wenn es entsprechende Aufrufe dazu gibt. Ein guter Ansprechpartner ist der in der Langenlebarner Straße beheimatete Niederösterreichische Zivilschutzverband unter Tel.: 02272 / 61820.

In der Bildmitte jene beiden Kolleginnen, die die Koordinationsstelle im Rathaus betreuen: Karin Wolfahrt und Anna Shepelyeva. Im Bild links: Daniela Schaffler-Degold (Leiterin des Bürgerservice)