Nur durch harte Arbeit können wir besonders bleiben
Vor wenigen Tagen hat der Tullner Wirtschaftsabend stattgefunden, mehr als 200 Unternehmerinnen und Unternehmer waren unsere Gäste. Dieses Veranstaltungsformat habe ich exakt vor 10 Jahren gestartet, weil es mir zum einen wichtig ist, mich für den unternehmerischen Einsatz zu danken, der für Tulln sehr bedeutsam ist. Andererseits ist mir ein Anliegen, immer wieder meine Leitlinie aufzuzeigen, dass wir Tulln wie ein Unternehmen führen. Die 2091 Gemeinden Österreichs sind unser Markt, in dem wir zu den Besten zählen möchten, wobei viele meinen, dass wir in Niederösterreich bereits Marktführer sind. Dennoch ist Ausruhen jedenfalls keine Option, dafür gibt es aktuell viel zu viele Unsicherheiten. Vielmehr lautet die Devise: Nur durch harte Arbeit können wir besonders bleiben.
Tulln ist tatsächlich in vielen Bereichen besonders, als eine lebenswerte, grüne, gepflegt Stadt, in der sich viele, vor allem im Sommer, wie im Urlaub fühlen. Die Stadt bietet ein Warenangebot, das fast keine Wünsche übriglässt, sowie ein umfassendes Freizeit- und Kulturangebot. Und nicht zuletzt befinden sich hier mehr Arbeitsplätze als so manch andere Bezirkshauptstädte Einwohner haben: Nämlich mittlerweile rund 13.500, das sind um 2.000 mehr als vor 10 Jahren.
Allerdings sind wir nun, so wie alle anderen Gemeinden des Landes, konjunkturbedingt mit einem drastischen Einnahmenentfall aus dem Finanzausgleich konfrontiert. Und deshalb wiederhole ich: Wir müssen noch härter arbeiten, damit Tulln nicht nur besonders ist, sondern auch besonders bleibt.
Wir werden also in die Hände spucken, was kurioserweise beim vergangen Nationalratswahlkampf kein Thema war. Möglicherweise ist mir ja etwas entgangen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass die wahlentscheidende Frage an die Parteien lautete: Wie viele Arbeitsplätze könnt ihr schaffen? Der Wohlstand in diesem Land ist offenbar so hoch, dass man sich gar nicht mehr Gedanken machen muss, woher er kommt. Das kann jedoch nicht gut gehen. Es war sicher wichtig, dass wir über Migration redeten. Aber es wird immer wichtiger, dass wir endlich darüber reden, wie wir die Wirtschaft wieder in Gang bringen. Dass wir darüber reden, welche Pläne es dafür gibt und dass wir rasch vom Reden ins Handeln kommen.
Für mich ist eines klar: Wir brauchen einsatzbereite Leistungsträger die uns voranbringen. Wir brauchen mehr von jenen, die Kerzen anzünden und weniger von jenen, die sie ausblasen. Es gibt diese gewünschten Leistungsträger sicherlich noch in diesem Land, in allen Berufen, auch in jenen, die in einem finanziell risikolosen Bereich agieren, wie etwa in den Krankenhäusern, in den Pflegeheimen, in den Kindergärten, in den Schulen und so weiter.
Unternehmerinnen und Unternehmer, spüren es jedoch an Leib und Seele, was es heißt, voll dem unternehmerischen Risiko ausgesetzt zu sein und dafür verdienen redlich eine Risikoprämie. Denn wer ein Unternehmen hat, den hat das Unternehmen. Wer zu der kleinen Gruppe gehört, die ehrlich 40, 50 oder mehr Prozent seines hart erarbeiten Einkommens an das Finanzamt überweist, verdient Anerkennung. Denn durch diese Steuern wird zum größten Teil der unbestritten notwendigen sozialen Ausgleich finanziert, der uns das friedliche Miteinander im Land sichert. Die Wahrung der Interessen der Arbeitnehmerinnnen und Arbeitnehmer ist unverzichtbar in Betrieben und für die Sozialpartnerschaft - alles muss in Balance sein. Durch wirtschaftsfeindliche Ideen wie zum Beispiel die 32-Wochen-Stunde droht jedoch die Situation zu kippen.
Neid ist ein schlechter Ratgeber. Das führt mich kurz zu einem Gedanken, der mich schon lange umtreibt. Ich phantasiere oft vom Pflichtgegenstand „Seele“ ab der Sekundarstufe eins, mit dem Ziel möglich viele reflektierende junge Menschen in den Arbeitsmarkt zu entlassen. Also Erwachsene, die Ursache und Wirkung ihres Handelns erkennen. Die wissen, dass alles, was sie tun, auf andere eine Auswirkung hat. Denen klar ist, dass jeder einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten hat. Die Zusammenhänge erkennen und deshalb wissen, dass wir uns gerade jetzt einen überschießenden „Work-Life-Balance“-Gedanken nicht leisten können. Sondern ganz im Gegenteil: Jetzt heißt es anpacken!
Das machen wir jedenfalls in Tulln. Wir investieren nicht nur in kommunale Pflichtaufgaben wie etwa in die Schulen, in den Kanal- und Wasserbau und in vieles mehr. Sondern es ist für uns geradezu selbstverständlich regelmäßig Geld oder Zeit oder beides in Projekt zu investieren, die eine hohe wirtschaftliche Umwegrentabilität bringen.
Sehr viele dieser Projekte davon habe ich in meiner Amtszeit als Bürgermeister initiiert oder als Vizebürgermeister von Willi Stift maßgeblich bearbeitet (wie zum Beispiel war mein Einfluss auf die politische Umsetzung des Baus der Tiefgarage am Hauptplatz wesentlich, sowie auch die Verantwortung für die Bezahlung in den Jahren nach der Errichtung). Hier eine gedanklichen Rundreise zu jenen Projekten, die uns besonders machen und ohne unser kommunalpolitisches Engagement nicht gäbe: Den vorbildlich belebten Hauptplatz, frisch sanierte Straßen in der Innenstadt, die Rosenarkade, die Stadtoase, in der im Übrigen im Jänner ein PVZ eröffnet, das Danubium, das Innenstadthotel, der neue Nibelungenplatz, die gärtnerisch gestaltete Donaulände, die Donaubühne, das Süddeck, die Garten Tulln, die neu und bestens aufgestellte Tullner Messe, dann rüber zur ehemaligen Landwirtschaftlichen Fachschule, wo nun faszinierende Produkte entwickelt werden, weiter geht’s zum in den letzten Jahren massiv ausgebauten Technologiezentrum, zum Haus der Digitalisierung, zum Campus, dann über das Betriebsgebiet hin bis zum Kino weiter zum Betriebsgebiet in Langenlebarn und wieder zurück zur Innenstadt, wo ich Sie nochmals auf den Nibelungenplatz führen möchte.
Dieses Projekt stand heuer in vielfacher Weise im Mittelpunkt. Es wurde pünktlich, und vor allem ohne Kostenüberschreitungen, im Juni fertiggestellt. Der Nibelungenplatz gilt österreichweit als das Pionierprojekt für eine sinnvolle städtische Klimawandelanpassungsmaßnahme. Zahlreiche in- und ausländische Medien haben darüber berichtet, was uns einen sehr schönen Werbeeffekt bescherte. Für uns in Tulln ist der neue Nibelungenplatz jedoch nicht nur mehr grün statt grau, für uns war und ist diese Innovation ein standortpolitischer Schachzug, um Tulln weiter als die Gartenstadt Österreichs zu positionieren.
Wie anfangs angeführt: Wir stehen im Wettbewerb der Gemeinde und Städte und wir wollen ganz vorne sein. Tulln ist die Gartenstadt Österreichs und damit eine der ganz wenigen Städte im Land, die konsequent einen klaren USP bearbeiten. Wir machen nicht den Fehler, den nachweislich die meisten Gemeinde begehen. Nämlich erstens nicht angeben zu können, wofür die Gemeinde steht, und zweitens, die gewählte Positionierung nicht durchzuhalten.
Zwei weitere Aspekte zum Nibelungenplatz möchte ich noch ansprechen:
- Für die Kunden der Innenstadt stehen dort nun doppelt so viele Kurzparkplätze zur Verfügung als vorher – nämlich 54. Diese sind im Durchschnitt zu 50 Prozent frei. Und ganz grundsätzlich: Tulln bietet im Zentrum und dessen engen Umkreis 2.200 Parkplätze, da können weder Krems, Klosterneuburg, Stockerau oder Korneuburg mithalten.
- Ich bin durch und durch von marktwirtschaftlichen Gedanken geprägt bin. Genauso bin ich aber auch davon überzeugt, dass der nach wie vor zu hohe Anstieg der globalen Temperatur zu furchtbaren Verwerfungen aller Art führen wird. Wer den wissenschaftlich abgesicherten menschengemachten Klimawandel als Politiker leugnet und dann so agiert handelt für mich gemeingefährlich.
Doch nun wieder zurück nach Tulln. Wir werden in den nächsten Jahren unter anderem weiterhin auf Innovation und Forschung setzen. F&E spielten schon immer eine entscheidende Rolle für den langfristigen Erfolg von Unternehmen und seit geraumer Zeit immer mehr für die Stadt Tulln. Hinter dem UFT sind Gründe in unserem Eigentum, die wir nun konkret zur Erweiterung des Campus ins Spiel bringen und als Trumpfkarte ausspielen. Es wird eine harte Arbeit, aber ich bin sicher, dass wir forschungsorientierte Investoren begeistern können.
Damit umgehen wir auch die finanzielle Schnellbremsung, die uns die Konjunktur verpasst, denn wir setzen eben statt Geld andere Assets ein. Die gut aufgestellte gemeindeeigene Tullner Liegenschaftsaufbereitungs GmbH, kurz TLG, wird zudem verschiedene Transaktionen durchführen, wodurch neue Betriebsflächen angeboten werden können. Wobei wir diese Flächen nur an Betriebe mit einer hohen Wertschöpfung und einem ausgereiften ökologischen Konzept anbieten können.
Es gibt noch eine Reihe anderer Themen, die wir angehen werden, auf die ich zu einem späteren Zeitpunkt eingehen werde. Vorerst lade ich Sie herzlich ein, an der Tulln Konferenz am 30. November im Atrium teilzunehmen. Während dieser Tagung stehen zwei besondere Wirtschaftsthemen auf der Tagesordnung:
- Mag. Roland Murauer, von CIMA Austria wird eine von uns beauftragte Studie über die wirtschaftliche Attraktivität, Wettbewerbsfähigkeit des lokalen Einzelhandels in Tulln präsentieren und
- Prof. Dr. Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellen Vereinigung, legt Zukunftsrelevantes aus der Wirtschaftsforschung vor und leitet daraus Chancen und Herausforderungen für den gesamten Wirtschaftsstandort Tulln ab.
Details für der Veranstaltung finden Sie hier: https://www.tulln.at/veranstaltungen/veranstaltungstermine/detail/tulln-...
Ich freue mich Sie bei der Tulln Konferenz begrüßen zu dürfen und wiederhole nochmals: Wir werden hart arbeiten, damit Tulln nicht nur besonders ist, sondern auch besonders bleibt.